BRASILIEN

Hauptstadt: Brasilia

Einwohner: 204, 860 Mill.

Fläche: 8 515 770 km²

Währung: 1 Real = 100 Centavos

BIP pro Einwohner: 11 573 US$

Tag 531   30.08.2013   Aparecida   Kilometer 23591

Wahnsinn, die fahren alle auf der verkehrten Seite –

 

Oder, nach 7 Monaten Linksverkehr endlich wieder Rechtsverkehr...

 

 

… und das war wirklich eine Umstellung. Mehr als einmal wollte ich beim Abbiegen schon auf die falsche Seite fahren.

Aber der Reihe nach. Bevor wir wieder ans Radeln gehen konnten, mussten wir schließlich die ganze Fliegerei überstehen. Vor dem Flug von Sydney nach Buenos Aires hatten wir schon ein bisschen Bammel. 14 ½ Stunden in dieser Fischbüchse. Doch, es ging besser als gedacht. Wir sind mit einer argentinischen Airline geflogen. Und die boten tatsächlich eine sehr beachtliche Beinfreiheit. So konnten wir uns gut strecken und es war kein Problem einen Großteil der Zeit zu verschlafen. Die anderen beiden Flüge, mit 2 und 3 Stunden vergingen dann ziemlich zügig.

Da wir kurz nach Mitternacht in Rio de Janeiro ankamen, mussten wir allerdings noch stundenlang auf dem Flughafen warten. Immer wieder bekamen wir zu hören, dass man den Airport aus Sicherheitsgründen auf keinen Fall nachts verlassen sollte. Auch nicht mit einem Taxi. Eine tolle Begrüßung. Wie ernst solche Warnungen zu nehmen sind, sollten wir aber noch am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Ach ja, unser Gepäck und auch die beiden Fahrräder sind trotz zweimaligen Umsteigens unbeschadet angekommen. Nur die Taschen und die Fahrradboxen waren etwas ramponiert. Aber kein Problem. Wir waren echt froh.

 

In der Stadt bezogen wir ein Hostel, unweit der weltberühmten Copacabana. Klar, dass wir diesem Strand gleich einen Besuch abstatteten und so die Brasilianer bei ihrer Lieblingsbeschäftigung bestaunen konnten. Im sich präsentieren. Die Boys beim Sporttreiben, die Girls beim Räkeln im knappen Bikini.

Am nächsten Tag haben wir natürlich den Corcovado erstürmt. Zum einen ziert diesen Gipfel die einzigartige Christusstatue. Außerdem hat man von dort oben einen Blick über Rio de Janeiro, mit seinen Buchten, Stadtteilen, Brücken, Stränden und dem traumhaften Zuckerhut, dass es einem den Atem verschlägt.

Abends wären wir beinahe noch zum Fußball ins Maracana – Stadion gegangen. Eigentlich wollten wir diesen berühmten Fußballtempel nachmittags nur besichtigen. Es war aber wegen einem abends stattfindenden Pokalspiel geschlossen. Anpfiff 21:00 Uhr. Ein Ordner versicherte uns, dass wir im Stadion sicher wären. Gleichzeitig äußerte er aber Bedenken für unsere Heimfahrt. So haben wir das mal lieber gelassen.

Am nächsten Tag ist es dann aber doch passiert. Zwar haben wir, extra für Rio de Janeiro einige Sicherheitsmaßnahmen eingeführt. Trotzdem wurde Sabine mitten beim Fotografieren der Fotoapparat geklaut. Wie aus dem nichts kam ein Typ angerannt und hat ihr im vollen Lauf den Apparat versucht zu entreißen. Reflexartig hat sie festgehalten. Dann ist aber die Armschlaufe gerissen und das Gerät war weg. Ich stand vielleicht 20 oder 30 Meter entfernt und habe durch den Verkehrslärm die Sache erst mitbekommen, als Bine einen panikartigen Schrei losgelassen hatte. Da war der Ganove aber schon über eine 3- spurige Schnellstraße durch den fließenden Verkehr geflüchtet.

Im Nachhinein sind wir sehr froh, dass die Schlaufe so schnell gerissen ist. Nicht auszudenken, wenn er vor lauter Frust noch gewalttätig geworden wäre. Das Ergebnis ist nun, dass wir sicher noch eine Weile brauchen um wirklich ein gutes Gefühl in Brasilien zu bekommen.

Fakt ist aber auch, dass ansonsten die Brasilianer wirklich ausgesprochen freundlich und auch sehr fröhlich sind. Gerade gestern fing uns am Nachmittag in einer kleinen Stadt zwischen Rio de Janeiro und Sao Paulo die quirlige Nivea von der Straße weg und lud uns ein in ihrer Schwimmschule zu übernachten. Nachdem abends die letzten eifrigen Schüler das kleine Schwimmbad verlassen hatten, überraschte uns Nivea mit einer Englischlehrerin aus ihrem Freundeskreis. So konnten wir die doch in Brasilien erheblichen Sprachbarrieren überwinden und hatten einen unterhaltsamen Abend.

Übrigens: Das Samba tanzen lassen wir lieber mal. Hier ist die Konkurrenz einfach zu groß.

 

 

 

 

Tag 542   10.09.2013   Piraju   Kilometer 24198

Auf Zeltplatzsuche

 

„No“ ist die knappe Antwort, begleitet von einem Kopfschütteln, bei dem der Gefragte noch einen Schritt zurück weicht und seine Beine in den Boden stemmt, gerade so als wolle er eine Barrikade errichten. Es ist heute bereits der dritte Besitzer eines kleinen Straßenrestaurants mit großzügiger Wiese, der uns entschieden abweist, als wir ihn fragen, ob wir auf dem Rasen übernachten dürften. So müssen wir doch noch bis in den nächsten Ort radeln.

Mit dem Zelten ist es echt schwer hier. So nett die Brasilianer auch sind. Trifft man sie auf ihrem Besitz, oder dem was sie dafür halten, gehen sie sofort in Abwehrstellung, als befürchten sie eine Attacke. Das alle, außer den Ärmsten, hinter Mauern, Gittern und Stacheldraht wohnen, lässt erahnen, wie tief das Misstrauen sitzt. Und so kommen wir bisher gerade auf fünf Zeltnächte in Brasilien.

Allerdings befinden wir uns immer noch im Großraum Sao Paulo, wie uns versichert wurde. Weiter im Süden sollen die Menschen deutlich entspannter leben. So sehen wir uns auch heute wieder in einer Kleinstadt nach einer Pousada, einer hostelartigen aber sehr gemütlichen Herberge, oder einem Hotel um. Unsere Reisekasse wird zwar erneut darüber knurren wie ein verstimmter Dudelsack. Aber es wird sich sicher irgendwann wieder ausgleichen.

Gestern Abend haben wir sogar einen der wenigen Campingplätze Brasiliens erreicht. Das nutzen wir natürlich zum Wäschewaschen und Fahrrad putzen. Die hatten es aber auch wieder nötig.

Den Nachmittag werden wir vertrödeln und werden morgen nach dem Frühstück wieder ordentlich in die Pedale treten. Das tun wir übrigens auf ausgezeichneten Straßen. Egal ob Autobahnen, die man hier auch mit dem Fahrrad benutzen darf, Fernstraßen oder Landstraßen. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie allesamt hervorragend asphaltiert und haben fast immer eine wohl bemessene Standspur. Für uns natürlich ein unschätzbarer Vorteil, den wir schon seit über 2 Radelwochen in unserem 27. Reiseland genießen können.

 

Für morgen rechnen wir wieder mit 28°C, viel Sonne und leichtem Rückenwind. Kann es etwas Schöneres geben...?

Tag 560   28.09.2013   Puerto Iguazu (Argentinien)   Kilometer 24999

 

Die grandiosen Wasserfälle des Iguacu

 

 

Die Guarani, die Ureinwohner der hiesigen Region, erzählen eine sehr alte Legende, wenn es um die sagenhaften Wasserfälle von Iguacu ( Brasilien ) oder Iguazu ( Argentinien ) geht.

Der bösartige und rachsüchtige Gott Mboi oder Boi, in Form einer Riesenschlange, verlangte jedes Jahr eine Jungfrau von den Menschen. Einmal jedoch floh die Auserwählte mit ihrem Geliebten in einem Kanu flussabwärts. (M)Boi bemerkte dies jedoch und schlug, rasend vor Zorn, eine tiefe Schlucht in das Flussbett. So war das riesige Wasserfallsystem entstanden. Die Seele des Mädchens blieb in einem Felsen am Fuße des Wasserfalls gefangen und für immer von ihrem Geliebten getrennt. Dieser verwandelte sich daraufhin in einen Baum am Ufer des Teufelsschlundes. Von dort behält er noch heute den Felsen im Auge.

 

Wenn wir nun bereits den zweiten Tag den riesigen Nationalpark, heute auf argentinischer Seite bewandern, können wir verstehen, dass schon die Ureinwohner dieses großartige Naturschauspiel nicht als ein Produkt des Zufalls sehen konnten. Immer wieder blieben wir auf einem der zahlreichen Aussichtspunkte stehen und waren im doppelten Sinne berauscht von den sich hinab stürzenden Wassermassen, gerade so als fände ein Wettkampf statt. Welch eine Verschwendung, könnte man meinen. Ein ums andere mal waren wir sprachlos vor Staunen.

 

Insgesamt haben die Fälle eine Ausdehnung von 2,7 Kilometern und bestehen aus 20 größeren und 255 kleineren Wasserfällen. Die meisten sind 64 Meter hoch, einige bis zu 82 Meter. Die Wassermenge schwankt zwischen 1500 m³/s und 7000m³/s. Das ist die 5 – 10fache Menge des Rheinfalls, im Schweizer Kanton Schaffhausen.

 

Wir waren wirklich fasziniert und gefangen von der Szenerie, verloren allerdings, im Gegensatz zum indianischen Mythos, nicht unsere Seelen an einen der zahlreichen Felsen.

Bleibt uns noch jedem Reisenden in der Region einen Besuch dringend zu empfehlen. Und unbedingt beide Seiten. Von der der brasilianischen Seite hat man den besseren Panoramablick. Auf der argentinischen ist der Nationalpark größer und schöner. Man kann den ganzen Tag die einzelnen Kaskaden abwandern.

 

Dann haben wir noch eine Empfehlung für Radfahrer. Wir sind von Foz do Iguacu ( Brasilien ) nicht direkt nach Puerto Iguazu ( Argentinien ) sondern nach Paraguay eingereist. Okay, wir wollten den Paraguaystempel im Pass und einen Geldschein für die Sammlung.

Dann sind wir in Paraguay ein wenig nach Süden geradelt und direkt am Dreiländereck mit einer Fähre nach Argentinien gefahren und dort eingereist. Da alles sehr dicht beieinander liegt haben wir für alles nur einen Tag gebraucht und waren nur 3 Stunden in Paraguay. Gerade genug Zeit für Geldabheben, Mittagessen und zur Fähre radeln.

 

Kleine Anmerkung: Die Runde geht sicher auch ohne Fahrrad. Z.B. mit einem Taxi. Ist bestimmt nicht teuer.