CHINA
Hauptstadt: Peking
Einwohner: 9 571 302 Mill.
Fläche: 1 373 541 278 km²
Währung: 1 Yuan = 100 Fen
BIP pro Einwohner: 7 572 US$
Vom Riesen – Buddha und knuddeligen Panda – Bären
In Chengdu fanden wir, dank Navi, das einzige Youth Hostel in der 10 Millionen Stadt recht zügig. Es gibt zwar sicher noch andere. Aber diese Kette hat es uns angetan. Auch das Youth Hostel No. 48 in der Zhi Min Road ist eine tolle Herberge mit sehr angenehmer Atmosphäre und wie immer sehr pfiffigem Personal, dass auch Englisch spricht. Und das ist in China leider eine Seltenheit. Selbst in den wenigen Hotels die Ausländer aufnehmen dürfen spricht niemand Englisch.
Von dort aus unternahmen wir einen Zweitagesausflug nach Leshan. Im Norden der Stadt sitzt seit dem 8. Jahrhundert der Große Buddha von Leshan und wartet mit einigen Superlativen auf.
Er ist nicht nur der größte Buddha, sondern auch die größte Steinfigur der Welt. Die Skulptur ist 28 Meter breit und 71 Meter hoch. Der Kopf ist 14,7 Meter hoch und 10 Meter breit. Allein ein Fuß hat eine Breite von 5,5 Metern und eine Länge von 11 Metern. Auf seinem Kopf befinden sich 1.021 schneckenförmige Haarknoten. Die Ohren des Buddhas sind 7 Meter lang. Ob er dadurch besser hören kann ist leider nicht nachweisbar.
Zurück in Chengdu fuhren wir am nächsten Tag in einem stilechten Oldtimer Bus zur größten
Panda – Aufzuchtsstation der Welt. Der ganze Zoo ist sehr weitläufig und dschungelartig angelegt. Auf verworrenen Wegen findet man immer wieder neue Gehege mit den knuddeligen Bären.
Ein Tipp: Man sollte einen Besuch in die zeitigen Vormittagsstunden legen. Zu dieser Zeit sind die Bären am agilsten. Wir haben es natürlich erst gegen Mittag geschafft. Da sind sie ganz schön träge und das obwohl sie ohnehin schon als Bewegungsmuffel gelten. Angesichts dieser Beschreibung kommt mir in den Sinn, wir müssten auch mal wieder richtig radeln, bevor wir noch mit Pandas verwechselt werden.
Mit dem Erreichen der Provinz Sichuan verließen wir auch endlich die Wüstenregion und bekamen bewaldete und bewieste Regionen zu Gesicht. Trotz der späten Jahreszeit waren die Berge und Ebenen noch in unterschiedlichstes Grün getaucht, herbstlich buntes Laub sahen wir wenig. Auch die Städte und das Essen haben sich gewandelt und sind inzwischen sehr chinesisch geworden.
Es gibt unzählige Straßenrestaurants und Garküchen, die mit einer großen Vielfalt locken. Mir haben es besonders die Nudeln angetan, die in jeder Küche selbst gezogen werden und genau wie die anderen Zutaten, immer frisch zubereitet auf den Tisch kommen. Da vergaßen wir schnell die Eintönigkeit auf unserem Speiseplan in den vergangenen Wochen.
Als i – Tüpfelchen entdeckten wir in Chengdu einen riesigen Carrefour Markt. Dank des französischen Einzelhändlers gab es nach ewigen Zeiten mal wieder Brötchen, Käse, Salami und Butter.
So gestärkt schwingen wir uns morgen endlich wieder auf unsere Fahrräder und versuchen die nächste Zeit Chinas Megastädte zu meiden. Ob uns das gelingt? Im nächsten Eintrag werden wir berichten.
Ständiges Auf und Ab in der Provinz Sichuan
Das am Vorabend gesammelte Holz für unser Lagerfeuer reicht genau bis zum Ende unseres Frühstücks. Steil aufragende Berge umstellen auch heute wieder unseren Schlafplatz. So können wir mit Wärme versprechender Morgensonne nicht rechnen. Nur ein westlich gelegener Berg streckt vorwitzig seine Spitze in das gleißende Licht. Während wir mit geübten Handgriffen unsere sieben Sachen verstauen schielen wir immer wieder zu der scharf gezogenen Schattenlinie, die langsam vom Gipfel hinab wandert. Geradeso, als könnten wir ihr mit unseren Blicken auf die Sprünge nach unten verhelfen. Aber es hilft nichts. Wir schieben unsere Fahrräder im Schatten zur Straße, wählen einen relativ niedrigen Gang und setzten unsere Auffahrt fort.
Wir durchqueren hauptsächlich kleine Siedlungen in denen die Bauern wohnen, die in dieser bergigen Landschaft mit unheimlich viel Aufwand jede noch so kleine, halbwegs ebene Fläche bewirtschaften. Die Erträge schleppen sie in Tragekörben mit viel Kraft und Geschicklichkeit, die erahnen lässt, dass sie diese Arbeit seit ihren Kindertagen gewöhnt sind, die schmalen Pfade hinab. Anderenorts beugen sich Frauen unter das Joch um riesige Wassereimer solche Wege hinauf zutragen.
Wir sind inzwischen so weit südlich, dass zwischen den Pässen in den Tälern gerade frische Erdbeeren und Babybananen geerntet werden und wir schon erwägen die kurzen Hosen herauszuholen. Auf unserem höchsten Schlafplatz indes, war es nachts so kalt, dass unser Zelt bretthart gefroren war. Es sind die extremen Unterschiede, die uns so faszinieren und das ständige Auf und Ab in dieser herrlichen Bergwelt unvergesslich machen.
Morgen werden wir unseren dritten Pass zwischen 2200m und 2600m seit Chengdu überqueren, in Huili einen Tag pausieren und die ChinesenInnen beim Gymnastikprogramm, beim Karten- oder Mahjonggspielen auf öffentlichen Plätzen beobachten.
Dann können wir uns bei der Abfahrt zum Jangtsekiang noch einen Tag erholen, bevor es auf der Südseite dieses gewaltigen Stromes wieder in unzähligen Serpentinen....
Aber dazu mehr aus Kunming.
Über den Jangtsekiang
Heute hatten wir mit unserem Mittagessen richtig Glück. Nachdem wir seit dem spätem Vormittag durch einige kleine Siedlungen gekommen sind und vergeblich einen langen Hals in Richtung potenzieller Garküchen geschraubt haben, erwischten wir gerade noch rechtzeitig eines dieser kleinen Garagenlokale. Und als hätte die Köchin schon auf Kilometer unser Magenknurren vernommen, hatte sie fünf dieser leckeren Germknödel unterm Tuch für uns aufgehoben. Genug um 2 hungrige Radfahrer zu stopfen. Noch einen Kaffee hinterher und bis zum Abendbrot waren wir bestens versorgt.
Für den Nachmittag und Abend stand ein echtes Highlight auf dem Programm. Wir fuhren zur Jangtsekiangschlucht. Dabei dachten wir natürlich an den riesigen Strom, den größten Asiens. Wer kennt ihn nicht mehr aus dem Geografieunterricht. Als wir dann aber am oberen Rand dieses gigantischen Canyons standen, war allerdings der 2D Atlas schnell vergessen. Fast tausend Meter blickten wir nahezu senkrecht in die Tiefe. Über Serpentinen schlängelten wir uns an die 20 Kilometer hinab. Unzählige male stoppten wir um die scheinbar viel zu groß geratenen Felsen atemlos zu bestaunen. Das sind die Momente auf unserer Reise, für die sich jeder einzelne Kilometer lohnt.
Nach einer Nacht in einem kleinen Hotel, direkt an der Brücke über den noch recht harmlosen Fluss, ging es unvermeidlich am nächsten Tag wieder hinauf. 1400 Höhenmeter auf dreißig Kilometer. Die schmalen Serpentinen teilten wir uns mit einer großen LKW-Flotte, die die Erträge einer Kohlemine halsbrecherisch über den Pass schleppen. So haben wir am Abend eine ansehnliche Patinaschicht, bestehend aus Ruß und Staub auf der Haut.
Anstrengend waren sie, die 2 Wochen seit Chengdu. Nur die ersten 1 ½ Tage waren flach. Den Rest waren wir in den Bergen gefangen. Unsere geplanten 2 – 3 Pausetage unterwegs sind auf einen zusammen geschmolzen. Und den hätten wir auch noch fast bereut, wollten wir doch pünktlich in Kunming eintreffen um unsere Vietnamvisa zu besorgen.
Trotzdem steht dieser Abschnitt durch die Berge von Sichuan und Yunnan ganz weit oben auf unserer Hitliste.
Aber so ganz geht es noch nicht hinunter ins Flachland, Kunming liegt immerhin auf stolzen 1900m ü.NN. Auf einem Hochplateau, dass ewigen Frühling verspricht und „Lugano China's“ genannt wird.
300 Kilometer südlich von hier haben wir noch einen Ort ausgemacht, der einen Umweg lohnenswert macht. Es handelt sich um die …....
Aber ich denke wir fahren erst einmal hin.
Mit dem Roten Fluss nach Hanoi
Mit frischen Vietnam-Visa in unseren Pässen nahmen wir die letzte China – Etappe unter die Reifen. Wir fanden bei den chinesischen Bauern schöne Zeltplätze, immer Trinkwasser und genug einladende Garküchen, an die wir uns inzwischen sehr gut gewöhnt haben. Das Essen war echt vielfältig und lecker. Es gab meist Reis- , Nudel- oder sogar Kartoffelgerichte mit viel Gemüse und wenig Fleisch. Mir hat es besonders die Nudelsuppe angetan. Die Nudeln werden in vielen Restaurants selbst gezogen. Da sind Künstler am Werk. Die Bestellung auf chinesisch geht uns flott über die Lippen. Nur die Betonung ist für uns Langnasen schwer. Da hatten Koch und Kellner immer viel Spaß mit uns.
Yuanyang war unser letztes Highlight in China. Aber bevor wir dort ankamen fuhren wir endgültig ins Flachland. Aber so richtig. Auf einer Strecke von 30 Kilometern ging es für uns von 2200m auf nur noch 240m über dem Meeresspiegel in das Tal des Roten Flusses. Zum Glück sind wir nicht von der anderen Seite gekommen. Das wäre hart geworden.
Unser Plan war, in der Stadt erst ein Hotel zu suchen und den Preis zu erfragen, bevor wir ein letztes mal in China Geld abheben, um besser einschätzen zu können, wie viel Yuan wir noch für die letzten 3 Tage brauchen würden. So marschierten wir guter Dinge am Abend in die City.
Banken hatten wir schon einige beim Hereinradeln gesehen. Dann fielen wir jedoch von einer Schockstarre in die nächste. Geld bekamen wir nicht. Aber immer vom Automaten die Mitteilung, dass der Vorgang abgebrochen ist und wir uns mit unserer Bank in Verbindung setzen sollten. Wir hatten keine 50Yuan (6€) mehr in der Tasche.
Am nächsten Vormittag liefen wir die nun geöffneten Banken ab und erfuhren, dass es in dieser Stadt mit ausländischen Kreditkarten kein Geld gibt, egal von welcher Bank oder aus welchem Land. Man verwies uns in die nächste Stadt.
Auch Dollars Tauschen sei nicht möglich. Wir waren ziemlich am Ende mit unseren Nerven. Um hier weg zukommen, mussten wir ja erst mal das Hotel bezahlen. Und das geht, wie immer in China, nur mit Bargeld in Landeswährung. Schließlich sind wir in einer Landwirtschaftsbank bis zum Manager vorgedrungen. Er verstand unsere Situation und tauschte uns privat (Schwarz ?) so viel Geld wir brauchten. Wir waren so happy.
Da die Reisterrassen von Yuanyang nur über einen weiteren Pass von 2000m zu erreichen waren, hatten wir dafür einen Tagesausflug geplant. Im Tal herrschte Hochnebel. Jedoch waren wir beim Start mit einem Sammeltaxi noch Guter Dinge, diese dicke Suppe bei der Auffahrt zu durchstoßen. Leider ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung. Undurchsichtiger Nebel hat das ganze Naturschauspiel so dicht eingepackt, dass wir die tollen Aussichten nur erahnen konnten.
Dafür hatten wir an anderer Stelle Riesenglück. 2 Tage vor der vietnamesischen Grenze trafen wir Susanne und Rene aus Zürich. Die beiden Schweizer sind auch mit ihren Fahrrädern in Richtung Süden mit Ziel Neuseeland unterwegs. Wir verstanden uns auf Anhieb prima. Nicht nur sprachlich.
So war der Entschluss schnell gefasst, gemeinsam bis Hanoi zu radeln.
Da wohl alle Radfahrer von den gleichen Abläufen getrieben werden, lief es von Anfang an sehr harmonisch. Schlafplatzsuche, zweites Frühstück (Znüni), Mittagessen, Kaffeepause, abends Kochen.
Außerdem haben wir es sehr genossen mit anderen mal wieder ausführlich deutsch sprechen zu können und hatten sehr viel Spaß. Danke für die schöne Woche.
Verschiedene Pläne lassen uns jetzt auseinander driften. Vielleicht kreuzen sich in Thailand oder Malaysia noch einmal unsere Wege.
Vietnam hat uns bereits ab dem Grenzübergang mit 2 tollen Sachen begeistert. Die Menschen sind wieder viel offener, freundlicher und hilfsbereiter, als die immer etwas verschlossenen Chinesen. Von überall tönt es Hallo. Alle winken, viele sprechen etwas Englisch. Auch das Essen scheint Klasse zu sein.
Als zweites wissen wir zwar nicht was die Franzosen während der Kolonialzeit noch Gutes bewirkt haben. Aber, und dafür schulden wir ihnen unseren besonderen Dank, sie haben das Baguette hierher gebracht.
Nun sind wir in Hanoi und haben in der Altstadt eines der unzähligen kleinen Hotels bezogen. Hanoi Old Town glänzt mit unüberschaubar vielen Gassen und Gässchen. Hier reihen sich Hotels Restaurants, Hostels, Garküchen, Basare und alle möglichen kleinen Geschäfte aneinander. Gemüsehändlerinnen und Bäcker bieten ihre Waren an. Jede noch so kleine Fläche wird genutzt. Vielen älteren Frauen mit ihren typischen Strohhüten genügt schon ein halber Quadratmeter scheinbar vernachlässigten Fußweges. Baguettes, gefüllt mit frisch gebratenem Rührei, gerösteten Zwiebeln und garniert mit Gurken werden in Windeseile zubereitet und an den Mann gebracht. Lecker!
Unheimlich viele Menschen, ob zu Fuß oder auf dem Moped, stiften ein unentwirrbares Gewusel. Eine Menge Touristen sehen wir hier. So viele wie seit Monaten nicht mehr. Die größte Sehenswürdigkeit ist genau diese Atmosphäre. An der richtigen Kreuzung in einem Café sitzend verrinnt die Zeit wie im Fluge.
Aber anstrengend ist so ein Tag auch. Nach drei solchen Stadttagen sind wir immer froh wieder hinaus zu kommen.