AUSTRALIEN 2

Hauptstadt: Canberra

Einwohner: 24, 314 Mill.

Fläche: 7 692 524 km²

Währung: 1 Austr. Dollar = 100 Cent

 BIP pro Einwohner: 51 593 US$

Tag 478   08.07.2013   Katoomba   Kilometer 21026

In den Blue Mountains

 

 

Nur einhundert Kilometer von Sydney gelegen sind die Blue Mountains ein viel besuchter Ausflugsort, nicht nur für Sydneysider, sondern natürlich auch für die vielen Touristen aus Europa, Asien und Amerika.

In das auf ca. 1000m liegende Plateau kerbten über Jahrmillionen zahlreiche Bäche ihr Bett. Wind und Wetter taten ihr übriges und formten die steilen Felswände, die die Schluchten, Höhenrücken und Täler umschließen. Entstanden ist eine grandiose Landschaft, die die frischlufthungrigen Großstädter und Traveler regelrecht bedrängt sie zu durchwandern.

Auch wir lassen uns nicht lange bitten und unternehmen 2 Tageswanderungen durch die Blauen Berge. Ihren Namen verdanken sie übrigens den Eukalyptuswäldern, deren Dunst vor allem an so sonnigen Tagen wie wir sie hatten aufsteigt und für den fantastischen bläulichen Schimmer sorgt.

 

Der Muskelkater, den wir von über tausend unregelmäßigen Stufen und steilem Auf und Ab erwarben, wird uns noch einige Tage auf seine Weise an diese herrlichen Berge erinnern. Die visuellen Eindrücke werden sicher viel länger halten.

 

Eine kleine Geschichte zu den Blue Mountains geht so: Die ersten Siedler hielten die Blauen Berge über 25 Jahre für unüberwindlich. Die damaligen Expeditionen folgten den Bächen und wollten so den Westen erobern. Aber immer wieder stießen sie auf steil aufragende Felswände, die sie zur Aufgabe zwangen.

 

Erst 1813 kamen die 3 Forscher Wentworth, Blaxland und Lawson auf die Idee nicht den Bächen, sondern den Höhenrücken dazwischen zu folgen. So schafften sie den Durchbruch und das Tor in den Westen war weit aufgestoßen.  

Tag 489   19.07.2013   Moree   Kilometer 21630

Im Hinterland

 

 

Bereits lange vor unserem Start wurden wir oft gefragt ob wir irgendwo bleiben wollen, wenn es uns gefällt. Genauso oft wurden wir mit: „Ihr kommt doch bestimmt nicht zurück, sondern bleibt irgendwo hängen“ konfrontiert.

Wir haben immer abgewunken und entgegnet, dass wir bestimmt den Weg zurück finden und wir uns gar nicht vorstellen könnten, dass es woanders so schön ist, dass man Deutschland unbedingt den Rücken kehren muss.

Und nun ist es doch passiert. Wir sind ja bereits seit einigen Wochen in Australien und können inzwischen wirklich alle beide verstehen, dass Europäer und natürlich auch Deutsche hier nicht mehr weg wollen.

Alles ist hier so gut strukturiert wie zu Hause. Der Lebensstandard ist vergleichbar. Dazu kommt aber das geniale Easy Going der Australier. Sie nehmen alles leicht, sind nie so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie vergessen herzlich zu sein. Ein Smalltalk geht immer. Auch das Reisen ist sehr unkompliziert. Wäre eine Visaverlängerung nicht so aufwändig würden wir sicher noch ein paar Wochen bleiben.

 

Mit unseren Rädern sind wir inzwischen soweit im Hinterland, dass uns die Great Dividing Range, der Höhenzug der sich scheinbar der ganzen Küste entlangzieht, nur noch matt schimmernd von Osten her grüßt. Mit ordentlich Wachs in den Ohren lassen wir uns von den Sirenenrufen aber nicht betören und bleiben vor erst im Flachen.

Aber schon klagt Bine wieder das es ihr zu eintönig sei immer nur geradeaus zu radeln. Was sagt man dazu?

Beruhigen konnte ich sie aber mit der Aussicht irgendwann doch wieder über die Berge zur Küste zu müssen. Die Pässe schwanken zwischen wenigen Hundert und weit über Tausend Metern. Wir können ja einen von den ganz hohen nehmen. Mal sehen was ich mir dann wieder anhören kann. :-)

 

Mit dem Wild Campen ist es aber so eine Sache. In Australien ist wirklich alles eingezäunt. Kein noch so kleines Stückchen Grün wird ausgelassen. Immer sind 4 – 5 Lagen Stacheldraht gezogen. Wir Radeln ständig im Zaunkanal. Aber wirklich viel Vieh haben wir auf den unendlich großen Weideflächen auch nicht gesehen.

Das können vor allem die Aborigines noch viel weniger verstehen als wir. Der ganze Kontinent scheint eingezäunt. Genutzt werden die Flächen nur sporadisch, aber niemand darf einen Fuß drauf setzen. Privateigentum. Aber gehen nicht auch mobile Zäune? Die Farmer werden sagen, dass sie Wildtiere fernhalten müssen.

Unter diesen Umständen ist es eigentlich unmöglich wirklich Wild zu Campen.

Für uns gibt es allerdings hervorragende Alternativen. Jedes noch so kleine Dorf hat riesige Sportkomplexe, außerdem Showgrounds oder andere Parks. Meistens ist das Übernachten im Zelt nicht verboten. Wasser ist immer da, manchmal sogar noch eine Steckdose. Wir werden immer von Einheimischen entdeckt, werden aber nur gefragt, ob es uns nicht zu kalt sei, ob wir genug zu Essen hätten oder ob wir sonst irgendetwas bräuchten. Nach einem kurzen Small Talk setzen sie ihren Spaziergang mit ihrem Hund fort oder widmen sich wieder ihrem Football- oder sonstigem Training. Damit geben sie uns immer das beste Gefühl für die bevorstehende Nacht.

Und noch ein Wort zu den Sportkomplexen. Auch heute sind wir wieder in einer 10 000 Seelengemeinde. Schlafen werden wir auf einem riesigen Green, bestehend aus 2 oder 3 Fußballfeldern, Kricketfeld, etlichen Basketballfeldern und Sozialgebäude mit öffentlichen Toiletten. Alles ist bestens gepflegt und teilweise mit Flutlicht ausgestattet.

 

Der Sportground für Australien Football ist übrigens woanders in diesem beschaulichen Ort und mindesten genauso groß. Und solche Sportstätten sind in Australien ganz normal.  

Tag 504   02.08.2013   Eidsvold   Kilometer 22337

Queensland - Der Sonnenstaat macht seinem Namen alle Ehre

 

 

 

Nach wie vor Radeln wir im Hinterland, oder im Inland, wie die Aussies sagen. Wir genießen die flachen Etappen, das schöne Wetter und die Einsamkeit auf den Inlandroads. Denn, egal ob Highway oder Landstraße. Viel ist hier nicht los. Es gibt Tage, da werden wir von 5 Trucks und 6 Pickups mit ihren Caravans überholt.

Wir hatten Abschnitte, da waren auf über 100 Kilometern 3 bis 5 Farmerbriefkästen an unasphaltierten Einfahrten die einzigen Zeugen von Zivilisation. Die zugehörigen Farmhäuser sind meistens von der Straße aus nicht zu sehen. Man kann nur vermuten, ob sie nur einen oder zehn Kilometer abseits zu finden sind.

Da mussten wir nach den Monaten im dichtbesiedelten Asien erst mal wieder die Kurve kriegen. Inzwischen achten wir wieder darauf immer Proviant für 2 – 4 Tage und reichlich Wasser dabei dabei zu haben.

Aber langweilig ist uns trotzdem nicht. Reizvoll sind die Landschaften allemal. Und in Boondooma, einem sogenannten Homestead, hatten wir eine richtig tolle Abwechslung.

Voranstellen muss man aber, dass die Australier sehr schnell dabei sind alles was halbwegs über hundert Jahre alt ist, als historisch zu bezeichnen. Von den Europäern wird das gern belächelt, worüber sich dann die Aussies wieder ärgern. Wir haben natürlich nur geschmunzelt wenn es keiner gemerkt hat.

Aber, interessant ist es trotzdem, was wir in Boondooma zu sehen und zu hören bekamen. Es wurde uns bereits in Dalby, im Informationcentre als Freilichtmuseum angekündigt.

Als wir 1 ½ Tage später ankamen, bemerkten wir zuerst, dass es kein Dorf sondern wirklich nur ein Museum mitten im Nichts war. Es handelt sich um das Anwesen schottischer Siedler, die 1846 hier ankamen. Mit viel Pioniergeist und europäischem Know How gründeten die Familien Lawson und Alexander die Farm. Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden viele Bauten, wie Sattlerei, Post und natürlich Wohngebäude, die sehr gut erhalten sind und ein sehr lebendiges Freilichtmuseum bilden. So konnten auch wir den Spirit der damaligen Zeit spüren.

Unvergesslich ist für uns auch die Führung durch das Rentnerehepaar Anna und Warren.

Auf dem großzügigen Gelände konnten wir natürlich auch übernachten und morgens unsere Trinkwasservorräte auffüllen.

In der Neuzeit hat sich die Location übrigens zu einem landesweit bekannten Veranstaltungsort gemausert. Höhepunkt ist alljährlich das Ende April stattfindende „Spirit of Bush“ - Festival. 600 Vans und Caravans belegen die Wiesen und über 1500 Zuschauer lassen sich bei dem 5- tägigem Event von der Musik und der Performance verzaubern.

 

Wir können uns bei all der Beschaulichkeit den Trubel gar nicht vorstellen. Als wir vormittags weiter radeln winken uns nur Anna und Warren hinterher. Ihr aufgeweckter Hund wedelt mit dem Schwanz und trollt sich über die Wiesen, die ihm ganz allein gehören. Sonst ist im ganzen Tal niemand zu sehen.  

Tag 521   20.08.2013   Brisbane   Kilometer 23231

Unsere letzten Kilometer in Australien

 

Nachdem wir am Ende unseres Innlandabschnittes in Gladstone wieder die Küste erreichten, war die Zeit gekommen, unsere Velos wieder nach Süden, Richtung Brisbane zu lenken.

Für unsere letzten Radeletappen hatten wir nun unter anderem die Sunshine-Coast vor uns. Dieser ca. einhundert Kilometer lange Küstenabschnitt hält alles bereit, was man für einen Strandurlaub braucht. Wunderbare Sandstrände, unzählige Hotels und Caravanparks, Restaurants und Shopping Malls.

Dies, gepaart mit viel Sonne und Temperaturen um die 25°C, ergibt im hiesigen Winter genau das richtige Refugium für die sonnenhungrigen Südaustralier und Neuseeländer. Uns hat es nach 3 Tagen aber genügt. Außerdem hatten wir schon unsere 4 letzten Tage in Brisbane verplant. Wir wollten je 2 Tage bei Mitgliedern der Warmshowers.org - Gemeinde verbringen. Dabei handelt es sich um eine weltweit organisierte Internetplattform von Radfahrern. Sie stellen sich, wenn sie auf Reisen sind, gegenseitig Unterkunft und mehr zur Verfügung.

Die ersten beiden Tage verbrachten wir bei Sheryll und Peter. Mit ihnen verstanden wir uns auf Anhieb so gut, als würden wir uns schon ewig kennen. Bei einer Radtour und einem Autoausflug zeigten sie uns so viel wie möglich von ihrer Stadt. Abends blätterten wir in den Fotobüchern ihrer letzten beiden mehrwöchigen Radelurlaube in Europa.

Die anderen beiden Tage verbrachten wir bei Sue, einer Frau die nicht nur fahrradbegeistert ist. Sie konnte uns mit vielen Geschichten aus ihrem Leben auf dem Wasser beeindrucken. Sie lebte viele Jahre mit ihrem Lebensgefährten auf einem Segelschiff bzw. Segelkatamaran und schipperte damit Gott weiß wo hin.

Viel zu schnell vergingen diese Tage. Wir waren direkt ein bisschen traurig, dass unsere Abreise durch die nun rasend schnell ablaufenden Visa und die gebuchten Flüge so festgezurrt war.

Aber am 20. August war es soweit. Nach genau 3 Monaten verließen wir Australien wieder. Zunächst flogen wir nur 1 ½ Stunden nach Sydney. Dann wartete ein 14 ½ Stunden Flug nach Buenos Aires auf uns. Von dort flogen wir nach kurzem Aufenthalt weiter nach Rio de Janeiro.

Ob uns das gut bekommen ist, ob das Gepäck und unsere Fahrräder auch den Weg nach Brasilien gefunden haben und ob wir schon Samba tanzen können?

Wir verraten es beim nächsten mal.

 

Was wir über unseren Australienaufenthalt noch sagen wollen:

 

Die Größe Australiens unterschätzt man wirklich sehr leicht. Wenn wir mal wieder kommen, dann nehmen wir sicher einen Camper. Vermietstationen gibt es in allen größeren Städten. Will man länger als wenige Wochen bleiben, ist es günstiger einen zu kaufen und wieder zu verkaufen. Das machen auch sehr viele Touristen.

 

In den 3 Monaten hatten wir wirklich alle Wetterlagen.

Wir hatten 19 Regentage, nicht mitgezählt die Tage mit 1 bis 3 kurzen Schauern. Wir hatten in den Blue Mountains einen Tag und eine Nacht soviel Sturm, dass ich zum ersten mal auf unserer Reise das Zelt komplett abgespannt habe. Wir hatten aber auch viel Sonne, Nachtfrost bis -10°C und zuletzt sehr warme Tage. Teilweise in Victoria und auch in Queensland hatten wir ordentlich Rückenwind.

 

Von der gefürchteten Tierwelt haben wir wegen der tiefen Temperaturen fast nichts gesehen. Eigentlich nur eine gefährliche Schlange am Straßenrand, vielleicht war die aber sogar schon tot. Sehr auffällig war die enorm große Zahl der überfahrenen Känguru' s. Es gab Tage da zählten wir bis zu 10 Kadaver in allen Verwesungszuständen.

 

Beim Thema Internet scheint Australien noch ein Entwicklungsland zu sein. Empfehlen können wir aber Bibliotheken mit kostenlosem WIFI. Gibt es sogar in kleinem Dorf. Wir kauften außerdem einen mobilen Router mit Pre- Paid Simkarte. Damit hatten wir auch abends im Zelt fast überall Internet.

 

In Australien hatten wir eine positive Zeltstatistik. Von den 90 Nächten schliefen wir 59 im Zelt. Natürlich weil Hotels u.ä. sehr teuer sind. Aber andererseits schlafen wir nach wie vor unheimlich gern im Zelt. Wenn wir abends den Reißverschluss zu ziehen sind wir zu Hause. Und morgens in der Natur von einem Vogelkonzert geweckt zu werden ist einfach unvergleichlich schön. Diese Atmosphäre kann nicht mal ein Luxushotel bieten.

 

Außerdem schliefen wir ca. 20 mal bei Couchsurfern, Warmshowers oder auf private Einladung.