KIRGISTAN
Hauptstadt: Bischkek
Einwohner: 5, 551 Mill.
Fläche: 199 900 km²
Währung: 1 Som = 100 Tyiyn
BIP pro Einwohner: 1 300 US$
Ab in die kirgisischen Berge
Als wir die Grenze nach Kirgistan überquerten merkten wir sofort, dass wir in einem neuen Land sind. Während in Usbekistan fast ausnahmslos Daewoo und Chevrolet mit je zwei gasbetriebenen Modellen zu sehen waren, zeigten sich ab dem Grenzübergang die Straßen wieder mit allen erdenklichen Automarken und -modellen bestückt. Das nährte bei uns natürlich die Hoffnung auf besseres Benzin für unseren leidgeprüften Kocher. Und wir sollten wirklich nicht enttäuscht werden. Aber nicht nur das, auch das Wetter änderte sich komplett.
Kaum waren wir am Abend des zweiten Tages in Kirgistan im Zelt verschwunden, begann es zu nieseln. Zum Glück waren wir mit unseren allabendlichen Routinen fertig und krabbelten gerade in unsere Schlafsäcke. Nachts wurde der Regen so stark, dass er uns mehrmals weckte.
Als es morgens immer noch mit wechselnder Heftigkeit regnete, beschlossen wir die Sache im Zelt auszusitzen, respektive auszuliegen. So kam es, dass wir das erste mal auf unserer Reise einen kompletten Tag im Zelt verbrachten. Erst gegen Abend hörte es auf. Am nächsten Tag war sogar wieder das herrlichste Wetter. Auf den umliegenden Bergen, wir selbst waren auf ca. 2000m, hatte es sogar geschneit.
Nach unserer Regenpause pedalten wir beherzt weiter. Zwei Tage später schraubten wir uns endgültig dem Taldyk-Pass (3615m) entgegen. Nachdem wir bei einer Frostnacht auf 2900m unsere Schlafsäcke mal so richtig testen konnten, sie wärmten uns wunderbar, brauchten wir dann noch einen halben Tag bis zur Überquerung.
Trotz der Anstrengung waren wir nach den ganzen Wüsten – und Hitzewochen absolut begeistert von Kirgistan. Wir fuhren durch faszinierende Berglandschaften, die von der Sonne in traumhafte Ansichten verwandelt wurden. Das Lachen und die Fröhlichkeit der Erwachsenen und auch der unzähligen Kinder, die in den vielen Dörfern entlang unserer Strecke ein extrem einfaches und entbehrungsreiches Leben führen, begleitete uns durch das ganze Land.
In Osh starteten wir noch in kurzen Sachen. Einen Tag später stellten wir auf Lang um. Inzwischen haben wir die Wintersachen einschließlich Handschuhe und Mütze an.
In Sary Tash, einem kleinen Bergdorf kurz nach dem zweiten hohen Pass und 80 Kilometer vor der chinesischen Grenze, nahmen wir spontan ein Guest-House. Hier erfahren wir von zwei jungen Japanern, die auch auf sehr großer Reise sind, dass der Grenzübergang nach China samstags und sonntags geschlossen hat. Also blieben wir noch einen Tag länger und waren auch nicht traurig. Schließlich sitzt uns zum ersten mal seit langem kein Visa – Termin im Nacken.
Alles bunt, alles schrill, vieles merkwürdig: China
Nachdem wir über zwei Tage radelten ohne durch nennenswerte Ortschaften zu kommen, freuten wir uns sehr Sari Tash zu erreichen. Immerhin war der Ortsname in unserer Karte etwas dicker gedruckt und verhieß somit etwas mehr Größe und Inhalt. Tatsächlich war es nur ein weiteres Dorf, vielleicht ein wenig größer als die letzten, mit einigen Minimärkten in verrosteten Blechcontainern, einer Tankstelle mit 80 – Oktan Benzin, mehreren kleinen Kneipen und einem unbeheizten Guesthouse.
Wir nahmen natürlich trotzdem ein Zimmer. Da sich der Ort aber auf über 3100m befindet, war das „Eishaus“ eine echte Herausforderung. Wenn man allerdings bedenkt, dass der Brennstoff hier Kuhdung ist, hält man sich mit Beschwerden lieber zurück. Schließlich werden hier im Winter – 45°C erwartet. Soviel können die paar Kühe gar nicht liefern.
Am Sonntag nahmen wir aber endlich unseren letzten und höchsten Pass mit 3735m unter die Reifen. Südlich unserer Straße, die übrigens in Kirgisien fast neu war und besten Asphalt bot, begleitete uns beim Anstieg den ganzen Tag das schneebedeckte Pamirmassiv mit seinen 30 Sechstausendern und dem 7134m hohen Pik Lenin. Die ganze Gebirgskette erschien uns zum Greifen nah.
Trotz der traumhaften Ablenkung waren wir aber froh am zeitigen Nachmittag den Pass erreicht zu haben. Die Höhe, in der wir unterwegs waren, gespickt mit einigen Rampen, machte sich natürlich auch bei uns bemerkbar. (Danke Jens W. für die kleine Extrascheibe).
Aber wie immer kam auch nach diesem Pass eine tolle Abfahrt Richtung Grenzübergang.
Weit kamen wir an diesem Tag aber nicht mehr. Wir suchten uns unweit der Grenze zu China in einem schmalen Seitental ein lauschiges Plätzchen neben einem Bach und schlugen unser Zelt auf über 3500m über dem Meeresspiegel auf. Dann wurde es dunkel und wir absolvierten unsere bisher kälteste Zeltnacht mit -16°C. Puh, das war kalt. Aber gefroren haben wir in unseren wirklich tollen Schlafsäcken fast nicht. Nur morgens rauszukrabeln ist eine echte Überwindung.
Der Grenzübertritt verlief zuerst relativ problemlos. Allerdings begann China mit 2 Überraschungen. Der Asphalt endete genau an der Grenze und wurde für die nächsten 150km! wegen Straßenneubau durch Feldweg / Schotterpiste ersetzt.
Zum zweiten mal waren wir schockiert als wir erfuhren, dass es verboten war die Strecke individuell mit Fahrrädern zu absolvieren. Sie zählt komplett zum Grenzgebiet. Danach gab es eine erneute Einreisekontrolle. Als wir sagten, dass wir trotzdem radeln wollen, verpflichteten die Beamten kurzerhand 2 LKW-Fahrer uns mit zunehmen. Willkommen in China.
Als wir zwei Tage später gemeinsam mit Jean Francois aus Frankreich in Kashgar eintrafen, die Stadt in der Seidenstraße und Karakorum Highway aufeinander treffen, steuerten wir zielgerichtet das Pamir Youth Hostel an und stellten auf der Terrasse unser Zelt auf. Von anderen Reisenden haben wir schon vor Tagen einen Flyer von dieser Herberge bekommen.
Nun hieß es relaxen, sich von der bunten und lebendigen Stadt treiben lassen, Navi updaten (in China gar nicht so einfach), andere Reisende über China ausquetschen, China - Straßenkarte kaufen (gibt’s nur in chinesisch), chinesische Mobilfunkkarte kaufen, ein paar Kleinigkeiten fürs Fahrrad besorgen, Wäsche waschen............