TURKMENISTAN

Hauptstadt: Asgabat

Einwohner: 6, 7 Mill.

Fläche: 488 100 km²

Währung: 1 Manat = 100 Tenne

BIP pro Einwohner: 6 974 US$

Tag 155   20.08.2012   Turkmenabat  Kilometer 8189

 

 

 

Die Wüste hat uns wieder ausgespuckt

 

200 Kilometer hatten wir auf der Strecke von Mashhad zur turkmenischen Grenze Zeit uns vom Iran zu verabschieden, einem Land das uns mit sehr zwiespältigen Gefühlen entlässt. Einerseits die überwältigend netten Menschen, andererseits das für uns menschenfeindliche politische und religiöse System. Mit unserem Verständnis würden wir dem Land wünschen, dass es die derzeitigen Zustände bald überwindet. Aber wirklich damit zu rechnen ist wohl nicht. Es ist ein zu kleines Land zwischen den großen Mühlsteinen. Eine Lobby ist nicht in Sicht. Da haben die Herrschenden leichtes Spiel. So nahmen wir es bei unserem eingeschränkten Blick über den Fahrradlenker wahr.

 

Für Turkmenistan hatten wir nur ein Transit-Visum für 5 Tage. Der Grenzübertritt dauerte 3 ½ Stunden. So kamen wir an unserem ersten Tag erst kurz vor Mittag auf die Straße, als es bereits weit über 40°C waren. Wir wollten zwar vermeiden in dieser Zeit zu fahren. Da wir aber in den 5 Tagen 500 Kilometer zu absolvieren hatten, quälten wir uns mit mehreren Pausen bis auf immerhin 80 Kilometer.

An den nächsten Tagen hieß es dann Wecken 4:00Uhr. Abfahrt mit dem ersten Sonnenstrahl 5:45Uhr. Zunächst hatten wir Glück mit dem Wind, es war nur leichter Gegenwind. Das sollte aber nicht so bleiben. Im Laufe der Vormittage wurde es unerträglich heiß. Wir kämpften bis wir einen Schattenplatz gefunden hatten. Nach 3 – 4 Stunden Siesta wagten wir uns wieder hervor, von einer Abkühlung konnte aber noch keine Rede sein. Einmal zeigte uns ein Tankstellenthermometer abends 19:00 Uhr noch 39°C. Die Einheimischen verrieten uns, dass es mittags 50°C waren. Das Wasser in unseren normalen Trinkflaschen brauchte ca. 20 Minuten von Kühlschranktemperatur auf heiß. Was am Lenker aus Metall ist konnte man kaum noch anfassen.

Inzwischen waren wir vollends in der Wüste angekommen. Wasserversorgung gab es nur noch alle 30 – 50 Kilometer. Schatten auch nicht öfter. Es gab zwar noch Sträucher. Die waren aber so klein und dürr, dass sie unnütz waren.

An unserem 4. Tag hatten wir uns vorgenommen bis Mittags eine Wüstenstation mit Besucherzentrum und kleiner Gastronomie zu erreichen. Da hatten wir aber die Rechnung ohne den Wind gemacht. Er blies uns so heftig und böig entgegen, dass er uns manchmal fast von der Straße schob. Kurzum, gegen Mittag fehlten uns immer noch 20 Kilometer bis zur rettenden Oase. Trotzdem weiter zu fahren war uns zu gefährlich unter den Umständen, also Plan B und C. Sonnendach bauen und LKW – Stopp. Der Verkehr auf dieser Strecke war ohnehin spärlich. Sollte das Warten länger dauern, konnten wir unmöglich so lange in der Sonne stehen. Mit unseren Fahrrädern, ein paar Kabelbinder und unserer Zeltunterlage (Baumarktplane 2x3m) war der Schutz schnell gebaut. Allerdings darunter 4 Stunden Warten bei der Hitze war auch nicht unsere Lieblingsoption. Trotzdem der starke Wind für gute Belüftung sorgte war es eine Zumutung. Wir saßen mitten im Nichts und es war so heiß, das hatten wir noch nie erlebt. Man will einfach nur weg, sich entziehen. Aber man sitzt da und kann nur warten. Allerdings hatten wir wie immer genügend Wasser in den Taschen dabei. Aber irgendwann war das auch heiß.

Als ich mit dem Sonnendach fertig war und gerade Platz genommen hatte hielt aber schon ein LKW an. Wir ließen uns bis Turkmenabat, ca. 80 Kilometer, mitnehmen. Bestimmt die richtige Entscheidung.

 

Was fiel uns sonst in Turkmenistan auf?

 

War in anderen Ländern die Beschilderung schon spärlich, fehlte sie in Turkmenistan gänzlich. Egal ob kleine Dorfkreuzung oder Riesenkreisverkehr, nirgends ein Hinweis auf die Richtung. Ortseingangschilder gibt es auch nicht.

Selbst Bundesstraßen haben manchmal Feldwegcharakter.

 

Turkmenabat ist die einzige Stadt, die wir wirklich gesehen haben. Sie war aber der absolute Gegensatz zum Rest des Landes. Bis zu zehnspurige Schnellstraßen und kaum Verkehr. Unheimlich viele palastähnliche öffentliche Gebäude, ganze Straßenzüge gab es davon. Und immer mit Porträts, Statuen oder Büsten vom Präsidenten Berdymuchammedow. Mit Sicherheit überstieg die Zahl der Prunkbauten in Turkmenabat die Anzahl der Verkehrs- und Hinweisschilder auf unseren 500 Kilometern durch das Land um das mehrfache.

 

 

Nach der ewig schwarzen Verhüllung der Frauen im Iran konnten wir uns in Turkmenistan über grellbunte Kleider der Frauen freuen. Man könnte meinen sie haben sich für ein Folklorefestival herausgeputzt. Es ist aber ihre Alltagskleidung.