PERU

Hauptstadt: Lima

Einwohner: 30, 147 Mill.

Fläche: 1 285 216 km²

Währung: 1 Sol = 100 Centimos

BIP pro Einwohner: 5 782 US$

Tag 645   22.12.2013   Cusco   Kilometer 28938

Machu Picchu

 

 

Nach der Stadtwoche in La Paz und überstandener Magenprobleme, die uns 2 Tage mehr als geplant festhielten, starteten wir unsere Maschinen und... schoben sie erst mal wieder die steilen Straßen hinauf. Dann pedalten wir aber die kommenden Tage auf einer der schönsten Etappen unserer Reise. Es war zwar sehr bergig, wir hatten einen unserer höchsten Pässe zu bezwingen, aber die Landschaft war faszinierend.

Uns begleiteten, trotz der relativen Äquatornähe mit ca. 15° südlicher Breite, ständig schneebedeckte Gipfel. Allerdings braucht es dazu mindestens 5 - 6000m über N.N.

Wir hatten, nach zwei langen und harten Anstiegen den tiefblauen Tititcacasee für 2 Tage als rechten Nachbarn. Nur zum Baden eignet er sich leider nicht. Ist er mit 3810 Metern über dem Meeresspiegel nicht gerade warm.

Nach 2/3 unserer 700 Kilometer langen Etappe von La Paz nach Cusco überfuhren wir den Passo Abra La Raya, unseren zweithöchsten Pass bisher und rasten dann von 4338m hinunter auf 3000m... dachten wir. Bei teils heftigem Gegenwind ist uns aber leider das Abfahrtsfeeling abhanden gekommen. Er blies uns so stark entgegen, dass wir selbst bergab hart arbeiten mussten um wenigstens 15 km/h zu erreichen. So kamen wir mit einem Tag Verspätung in Cusco an.

 

Da nun, im Dezember, die Hauptsaison vorbei ist, konnten wir uns bis hierher Zeit lassen, unseren Machu Picchu Trip zu planen und zu buchen. Saison ist von Mai bis Oktober. In diesem Zeitraum muss man die Tickets mehrere Monate! im Voraus reservieren.

Wir entschieden uns für einen 4 – Tagestrip, bei dem am ersten Tag Radfahren einschließlich Abfahrt nach Santa Maria von 4350m auf 1200m auf dem Plan standen. An den beiden Folgetagen muteten wir unseren, nur im Radfahren geübten Beinen, den strapaziösen, aber sehr beeindruckenden Inkatrail zu. Das blieb aber nicht ohne Folgen. Da unsere Muskeln nicht sprechen können, sagten sie uns über einen mittelschweren Muskelkater, dass ihnen das ganze Gelaufe zu viel war. Aber die Eindrücke auf der Wanderung entschädigten uns mehrfach.

Durch fantastische Schluchten folgten wir, dem teils sehr schmalen Pfad, an fast senkrechten Felswänden entlang. Wir sind hier in Landschaften unterwegs, die zu beschreiben mir leider die Worte fehlen. Auch sie mit einer kleinen Kamera festzuhalten ist schier unmöglich. Wer seinen nächsten Urlaubsplan noch nicht festgezurrt hat, dem können wir nur empfehlen, hier her zu reisen. Es ist eine andere Welt.

Als Sahnehäubchen erreichten wir am zweiten Abend ein Thermalbad direkt am Rio Urubamba bei Santa Theresa. Am kommenden Wandertag wurde es noch viel aufregender. Über die Schlucht dieses reißenden Stromes waren mehrere Zip Lines, Stahlseile gespannt. Die längste Line war 510m lang und die höchste 250m über dem Boden des Canyons.

Nachdem auch Bine die 5 Seile mit maximal 80 Km/h entlanggerast ist, war sie total begeistert und richtig froh, dass sie ihre Angst überwunden hat. Immer noch voller Adrenalin und weiteren Kilometern in den Beinen erreichten wir an diesem Abend den kleinen touristischen Ort Agua Callientes am Fuße des berühmten Berges, auf dem die alte Inkstadt hoch oben thront.

Am nächsten morgen hieß es dann für uns 4:00Uhr aufzustehen um pünktlich 5:00Uhr am unteren Einlass nach Machu Picchu zu stehen. Gemeinsam mit 200 – 300 anderen Verrückten, es fahren auch Pendelbusse, machten wir uns an die 1700 teils sehr hohen und unregelmäßigen Stufen hinauf zum Haupttor. Völlig verschwitzt erreichten wir das Ziel 10min vor 6Uhr. Um sechs sollten sich die Pforten öffnen, die bereits von Hunderten Touristen belagert wurden, die die Busse nahmen.

Wir alle hatten das Ziel, zum Sonnenaufgang in Machu Picchu zu sein. Jetzt, wenn Dunst und Nebel aus den tiefen umliegenden Tälern aufsteigen und die Berge mal umhüllen und mal wieder freigeben, entstehen die unglaublich schönen Motive, die diesen Ort so mystisch und wirklich einmalig machen. Wir bestiegen den Waynapicchu, der atemberaubend steil hinter der Anlage aufragt und zuletzt den Huchuypicchu und waren immer wieder gefangen von der Stadt, die ab 1450 erbaut wurde und als eine der größten Leistungen der Inkas gilt.

Sie liegt ca. 650 m über dem Tal des Urubamaba auf 2360 Meter ü.NN. Da keine schriftlichen Aufzeichnungen überliefert sind, lassen sich nur Vermutungen über Sinn und Zweck der Stadt anstellen. Man geht aber davon aus, dass sie eine voll funktionsfähige Stadt war, die mit ihren Terrassenfeldern und einer ausgeklügelten Wasserversorgung in seiner Blütezeit 1000 Menschen ernähren konnte. Von den spanischen Eroberern blieb die Anlage mit ihren über 200 Wohnhäusern unentdeckt und somit auch unzerstört. Nach einem Inka - Bürgerkrieg wurde sie aber, so die Annahme, von den Inkakönigen nicht mehr aufgesucht und somit später von den Bewohnern verlassen.

Offiziell wurde sie 1911 von dem US-Amerikaner Hiram Bingham entdeckt, über die Jahrhunderte zuvor tauchte sie allerdings immer wieder bei verschieden Reisenden und Naturforschern in ihren Aufzeichnungen auf. Aber erst 1911 erfasste man ihre Bedeutung vollends. Seither wird sie wohl so gut erforscht wie nur wenige vergleichbare Bauwerke weltweit.

Unter manchen Touristen gibt es aber auch die Meinung, dass der ganze Hype völlig übertrieben sei, es gibt ähnliche Inkastädte für einen kleinen Teil der Kosten. Das ganze Interesse um die Stadt, sagen die Kritiker, sei nur so gepusht, um die zahlungswilligen Touristen so richtig abzuzocken. Man kann hier leicht einen 4 – Tagestrip für mehr als 500 Dollar buchen.

 

Machu Picchu, das natürlich UNESCO - Weltkulturerbe ist und zu den Neuen Sieben Weltwundern gehört, kann man auch als Tagestourist auf einer eigens gebauten Eisenbahnstrecke von Cusco aus an nur einem Tag erleben. Aber nicht nur wegen der unverschämt teuren Tickets empfehlen wir allen, die gute Kondition mitbringen, den 4- Tagestrip, südlich des Urubamaba oder den 4- Tages Wandertrip auf dem klassischen Inkapfad nördlich des Urubamaba.

 

Eine andere Radfahrerin, die letztes Jahr hier war, fasste es so zusammen. Es ist nicht gut, sich zu so einen Ort hin beamen zu lassen. Besser ist es sich ran zuatemen. Wir können uns nur anschließen. Allein die Anreise war ein unvergessliches Abenteuer.  

Tag 655   01.01.2014   Cusco   Kilometer 28948

Mit zwei lachenden und einem weinenden Auge begrüßten wir in Cusco das neue Jahr

 

Oder

 

Feliz año nuevo 2014

 

 

Kaum waren wir von unserem Machu Picchu Trip zurück in Cusco, stürzten wir uns in unser nächstes Abenteuer, das viel Aufregung versprach und gleichzeitig offenließ, ob wir uns da nicht übernehmen. Wir buchten für die Weihnachtswoche einen Spanischkurs.

Schon lange hatten wir bereut, nicht vor unserer Reise ein wenig Spanisch gelernt zu haben. Wir sind schließlich für mehrere Monate in Südamerika, die Sprache klingt so gut und schlussendlich sind die Leute so nett, dass man sich gern mal etwas mehr unterhalten würde.

Aber hart war diese Woche. An 5 Tagen je vier Stunden Unterricht + fett Hausaufgaben. Und das wo unsere Schulzeit, wie jeder weiß, auch bereits einige Nachmittage zurück liegt.

Als sich aber ein paar Tage nach der Schulwoche unser Kopfmuskelkater von der ganzen Grammatik und dem durch hecheln der vielen unregelmäßigen Verben wieder gelegt hatte, waren wir uns einig, dass es sich gelohnt hat. Dass das Lautbild der spanischen Sprache der deutschen sehr ähnelt kam uns dabei sehr entgegen. Nun heißt es natürlich üben, üben...

Aber nicht nur mit unserer Spanischlehrerin Lydha, auch mit unserem Hostel in Cusco hatten wir richtig Glück. Wir wohnten im Hostal Estrelitta, in der Av. Tullumayo. Es ist zwar sehr einfach, aber unter Motorrad- und Radfahrern aus aller Welt sehr beliebt. So waren wir zum Weihnachtsschmaus mit ca. 10 Motorradfahrern, ca. 10 Velopiloten und einigen Backpackern fast 30 Leute aus sicher 10 Ländern. Wir waren eine erstklassige Truppe. Als kurz vor Silvester die ersten weiterfahren mussten, gab es sogar Abschiedstränen.

Für unsere längste Radelpause haben wir uns mit Cusco aber auch eine tolle Stadt ausgesucht. Sie hat wunderbare Plaza's, viele schöne Straßen und Gassen, gesäumt mit Kirchen, Arkaden und unheimlich vielen Kolonialgebäuden. Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Bine noch mehr als ich, angesichts der unzähligen Läden mit bunten Taschen, Pullovern, Mützen etc. Aber wir haben ja alles :-).

Als wir auf dem Plaza de Armas unser lääängstes Reisejahr mit einem Tränchen verabschiedet und das neue Jahr freudig begrüßt hatten, ist es doch das Jahr in dem wir unsere Familie, Freunde und unsere Heimat wiedersehen, bepackten wir unsere eisernen Gefährten und radelten … zum Busterminal.

Aber dazu beim nächsten mal mehr.

 

 

Tag 671   17.01.2014   Erfurt   Kilometer 29044

Cordillera Blanca

 

 

Als wir nach der zehnten Stunde unserer Busfahrt immer noch in den Bergen unterwegs waren, waren wir ziemlich am Ende. Auf der Strecke von Cusco nach Lima, über 1100 Kilometer ging es in der ersten Hälfte immer wieder hoch und runter. Die Serpentinen nahmen kein Ende. In den gefühlten 1001 Harnadelkurven wurde unsere Leidensfähigkeit auf das Äußerste geprüft.

Besonders leid tat uns ein Mädel schräg vor uns. Sie hatte bereits kurz nach dem Start ihre K – Tüte gut gefüllt. Sie sollte aber nicht die einzige bleiben. Hatte der Busbegleiter anfänglich die Tüten nur vereinzelt verteilt, lief er später mit dem Karton durch den Gang und drückte jedem von uns Grüngesichtigen eine in die Hand.

Viel fehlte nicht und wir hätten sie auch ihrer Bestimmung entsprechend benutzt, so übel war uns.

Aber schließlich erreichten wir nach 20 Stunden Lima. Am nächsten Tag ging es mit einem etwas kleineren Bus weiter nach Huaraz, in die Cordillera Blanca. So konnten wir einen großen Andenabschnitt umfahren, vor dem vor allem in der Regenzeit wegen unpassierbarer Straßen nachdrücklich gewarnt wird.

In Huaraz angekommen, wieder auf 3000 ü. NN, radelten wir zum Hostel. Dann hatten unsere Zossen wieder Pause. Schließlich waren wir hier laut einschlägigen Reiseführern in einer der bekanntesten Wanderregionen weltweit.

Da in der Regenzeit der wohl spektakulärste Trek, der Huayhuash Trek, gesperrt ist, entschieden wir uns für den ebenso bekannten Santa Cruz Trail, einer 4 – Tageswanderung.

Vorher suchten wir uns in Huaraz, der Basisstadt, eine Agentur bei der wir die Wanderung buchten und mieteten die fehlende Ausrüstung. Zum Glück, wie sich später heraustellte, nahmen wir unsere eigenen Schlafsäcke und Matten mit. Nur beim Zelt hatten wir Pech. Aber dazu später mehr.

Auf eigene Faust die Wanderung zu unternehmen trauten wir uns nicht so ganz. Schließlich geht unsere Wandererfahrung im Hochgebirge gegen Null. Und dann auch noch in der Regenzeit 4 Tage alleine abseits der Zivilisation...

Außerdem hatten wir mit unserer Gruppe wieder richtig Glück. Mit unserer Führerin allerdings nicht. Sie sprach nur sehr schlecht Englisch und war auch sonst ziemlich trantütig.

An den ersten beiden Tagen unserer Wanderung, die uns steil nach oben führte, hatten wir Pech mit dem Wetter. Viel Nebel und Regen waren unsere Begleiter. Aber es ist schließlich Regenzeit.

Der Vormittag des dritten Tages entschädigte uns jedoch für Alles. Als wir morgens 6:00 Uhr aus dem Zelt krabbelten waren wir umgeben von Berggipfeln, bis 6500 Meter hoch. Am Vortag konnten wir dieses Spektakel bei dichtem Nebel nicht einmal erahnen. Da gab es nur die ostfrisiesche Nationalflagge: Weißer Adler auf weißem Grund.

Aber heute hatten wir für ein paar Stunden ein Traumpanorama um uns herum.

Einer dieser gigantischen Berggipfel ist übrigens der (Trommelwirbel) Paramount Pictures Berg. Der mit den Sternen rund herum am Beginn des Films. Es ist der Artesonraju mit stolzen 6025 Metern.

Für ein paar Stunden hatten wir Traumwetter als wir die letzten Steigungen zum Punta Union, dem höchsten Punkt unserer Reise, absolvierten. Mit langsamen und bedächtigen Schritten erreichten wir unseren Gipfel. Ein wirklich fantastisches Gefühl hier oben auf 4750 Meter über dem Meeresspiegel zu stehen, auch wenn pünktlich beim erreichen des schmalen Durchlasses der Nebel die ganze atemberaubende Bergwelt wieder eingehüllt hat.

Gegen unsere Mitstreiter hatten Bine und ich aber noch einen Vorteil. Da wir als einzige in unsere Gruppe bereits seit Wochen in den Anden unterwegs waren, kamen wir auch am besten mit der Höhe zurecht. Die anderen, die sich maximal wenige Tage zur Akklimatisierung nahmen, hatten zum Teil erhebliche Probleme. Sie kämpften nicht nur mit Luftknappheit, sondern auch mit Magenproblemen und schlimmen Kopfschmerzen. Allerdings kauten wir alle ziemlich oft auf Cocablättern herum, die es in den Anden überall zu kaufen gibt. Das soll ja angeblich gut gegen die Höhenkrankheit gut sein. Aber aufgepasst liebe Kinder. Nicht zu Hause nach machen. Ist in Europa verboten. Steht im BtMG.

Ach ja, das Zelt. Wir wurden im Vorfeld gefragt, ob wir ein eigenes Zelt hätten. Da dachten wir, wir machen mal keine Extrawurst, sagten nein und verließen uns auf das Zelt der Agentur. Es war aber so undicht, dass es bei Regen schnell Innen genauso nass war wie Außen. Und wir hatten 2 ½ Nächte lang viel Regen. Mit 2 überschüssigen Shirts und Strümpfen war ich ausdauernd damit beschäftigt im Zelt so gut es ging trocken zu wischen. Vor allem um zu verhindern, dass unsere Schlafsäcke absaufen.

Aber zum wandern in der Cordillera Blanca müssen wir sagen: wer die Berge mag, der wird diese Gegend lieben. Eine herrliche einsame Bergwelt. Wir haben in diesen 4 Tagen nicht eine Siedlung gesehen. Man kann solche Wanderungen natürlich auch auf 1 oder 2 Wochen ausdehnen, oder auch Gipfel in allen Schwierigkeitsgraden besteigen.

 

Nach diesem Wanderausflug, wir planten gerade unsere nächsten Etappen nach Ecuador und Kolumbien, erreichten uns von zu Hause Nachrichten die uns alles durcheinander brachten. Aber von vorn.

Bereits im letzten Herbst erfuhren wir von unseren Töchtern, dass sie beide schwanger sind und wir im Frühsommer 2014 gleich doppelt Großeltern werden würden. Seitdem pedalten wir auf Wolke 7 und beschlossen spontan bereits im März nach Hause zurück zu kehren. Schließlich wollten wir uns gewissenhaft auf unsere Großelternschaft vorbereiten.

Mitte Januar wurde eine unsere Töchter mit Komplikationen in die Klinik eingeliefert, worauf wir natürlich sofort die Heimreise antraten. Am 7. Februar, am Vorabend unserer Ankunft in Gera, wurden wir sehr überraschend Großeltern unserer kleinen Mathilda.

Aber um es vorweg zu nehmen, sie entwickelt sich trotz des Frühstarts, der uns anfangs in helle Aufregung versetzte, großartig.

 

Und wie läuft es bei uns?

Bine und ich sind nun dabei uns in Erfurt, unserer neuen Heimatstadt, einzuleben. Es ist alles noch sehr neu. Aber dass wir nun als Familie enger beieinander sind, lässt uns manche Hürde leichter nehmen.

Ihr seht, langweilig ist es bei uns nicht.

 

Und was bleibt nun von unserer Reise? Ging die Zeit zu schnell um? Wie war es denn mit der Sehnsucht nach Hause? Machen wir so etwas noch einmal? …

 

Zu viele Fragen für einen kurzen Anhang. Da müssen wir die Stifte noch einmal spitzen und unsere Gedanken zurück schweifen lassen (und nach vorn).